Für die einen war es keine besonders große Überraschung nach den durchwachsenen Leistungen der vergangenen Jahre, denn seit einem Radsturz im Sommer 2018 hatte der inzwischen 32-Jährige Simon Schempp nie mehr zu alter Form zurückgefunden und zuletzt nur noch hin und wieder Auftritte im Weltcup. Dennoch haben die Fans immer auf ein Comeback und die ein oder andere weitere erfolgreiche Saison des sympathischen Biathleten aus Uhingen gehofft: Doch im Januar 2021 verkündete Schempp, der mit Rängen jenseits der 40 auch in der Saison 2020/21 vor allem läuferisch nicht mehr an seine früheren Leistungen anknüpfen konnte, nach mehr als 15 Jahren Hochleistungssport sein Karriereende.
Die Begründung war für Fans sowie das Team aber durchaus nachvollziehbar: Bereits kurz nach den Olympischen Spielen in Pyeongchang habe er nicht mehr das gute Körpergefühl verspürt, das man brauche, um Höchstleistungen zu bringen. Der Kopf habe gewollt, der Körper nicht. Neben insgesamt acht WM-Medaillen holte Simon bei Olympia zweimal Silber und einmal Bronze. Zudem war er über lange Jahre der Schlussläufer der Herren-Staffel und auf dieser Position sehr zuverlässig und beständig.
Geboren am 14.11.1988 in Mutlangen, verbrachte Simon seine Kindheit im schwäbischen Uhingen, wo er zunächst auch trainierte. 2006 startete er erstmals im Junioren-Europacup. Seine ersten Juniorenweltmeisterschaften lief er 2007 in Martell, wo er unter anderem Dritter im Verfolgungsrennen wurde und die Goldmedaille mit der Staffel gewann. Seit 2008 trainierte er in Ruhpolding, wo er auch heute noch mit seiner Freundin, der Biathletin Franziska Preuß, lebt. Bei den Juniorenweltmeisterschaften in Canmore 2009 gewann er Silber in der Verfolgung und Gold mit der Staffel.
Am 17.01.2014 erreichte Simon gemeinsam mit Lukas Hofer seinen ersten Weltcupsieg im Sprint von Antholz. Seinen zweiten Weltcuperfolg feierte er nur einen Tag später im Verfolgungsrennen. Bei den Olympischen Spielen von Sotschi 2014 sicherte Simon der Staffel als Schlussläufer die Silbermedaille. Schließlich konnte er Geschichte schreiben, indem er ein Jahr nach seinen Erfolgen in Antholz dort auch 2015 noch einmal exakt die gleichen Rennen für sich entscheiden konnte. Bei den Weltmeisterschaften 2015 in Kontiolahti gewann er mit der Staffel Gold, einer seiner persönlichen Karrierehöhepunkte.
2016 wurde er in Oslo Vizeweltmeister mit der Mixed- sowie der Herrenstaffel. Es folgten seine größten Erfolge in den Jahren 2017 und 2018: 2017 wurde er bei der WM in Hochfilten Weltmeister im Massenstart und sicherte sich zudem die Goldmedaille mit der Mixed-Staffel. 2018 bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang konnte er noch einmal die Silbermedaille im Massenstart (in einem Wimpernschlagzieleinlauf mit Martin Fourcade verpasste er Gold nur um Haaresbreite) und mit der Staffel die Bronzemedaille gewinnen. Ein Weltcup-Gesamtsieg blieb ihm zwar verwehrt, doch in den Jahren 2014/15 sowie 2016/17 wurde er jeweils Vierter des Gesamtweltcups.
Auf die Frage nach seiner Zukunft und danach, ob für ihn eine Tätigkeit als Trainer infrage käme, äußert Simon Folgendes: Er schließe es nicht aus, mal Trainer zu werden, aber zunächst wolle er sich nun anderen Dingen widmen. Er habe sich als Wirtschaftsingenieur in Rosenheim eingeschrieben und freue sich schon auf diese neue Herausforderung.
Mit Simon verabschiedet sich ein bodenständiger sympathischer Biathlet aus dem Weltcupzirkus, der auf eine sehr erfolgreiche Karriere zurückblicken kann und der dem Biathlonsport, seinen zahlreichen Fans, aber vor allem auch der deutschen Mannschaft fehlen wird.
Wir, das gesamte Team von Biathlon-News, danken Simon für die zahlreichen schönen Momente, die spannenden Rennen sowie emotionalen Siege. Wir wünschen ihm viel Erfolg auf seinem weiteren Lebensweg und alles Gute für seine private sowie berufliche Zukunft.