Die Hoffnungen der deutschen Biathletinnen ruhen bei den olympischen Spielen in Peking auf Franziska Preuß und Denise Herrmann. Derzeit sind sie (noch) die Sorgenkinder des Deutschen Skiverbandes (DSV). Ob sie noch zur Bestform zurückkehren werden, bleibt abzuwarten.
Der von Bundestrainer Kristian Mehringer erwartete „Ruck“ bei Denise Herrmann blieb (noch) aus. Trotz einer starken läuferischen Leistung und einem fehlerfreien Liegendschießen im 7, 5 Kilometer Sprintwettbewerb haderte die 33-jährige wieder einmal beim Stehendanschlag. Gleich zwei Scheiben blieben stehen. Zusätzliche 300 Meter in der Strafrunde kosteten Herrmann am Ende die erhoffte Top-Ten-Platzierung. So kam die gebürtige Sächsin, die in Ruhpolding lebt, bei idealen Bedingungen auf ihrer Hausstrecke mit einem Rückstand von 1:26,7 Minuten nicht über den 24. Platz hinaus. Beim souveränen Sieg der Schwedin Elvira Oeberg, die die im Gesamtweltcup-Führende Marte Olsbu Röseland (Norwegen) um 21,6 Sekunden auf den Ehrenplatz verwies, war Franziska Hildebrand auf Rang 17 noch die beste deutsche Skijägerin. Damit bleibt Herrmann, trotz des leichten Aufwärtstrends, weiterhin das Sorgenkind im DSV. Mit der siebtschnellsten Laufzeit und dem einem fehlerfreien Liegendschießen, hat sie sich gegenüber Oberhof etwas verbessert, aber es fehlt ihr die Konstanz am Schießstand. „Ich weiß, dass ich es kann. Aber Krampf und Kampf beim Schießen, das geht beim Biathlon nicht. Die Null im Liegend war eine gute Basis für das Rennen, aber die Zwei im Stehend fuchst mich wieder. Ich wusste, dass in Ruhpolding gut geschossen wird. Um ganz vorne dabei zu sein, muss die Null stehen, weil die Strecke keine Möglichkeit lässt, einiges gut zu machen“, meinte Herrmann. „Ich hoffe, dass ich bei den nächsten Rennen wieder was gut machen kann“.
Franziska Preuß und Johannes Kühn an Corona erkrankt
Aber die Verfolgungs-Weltmeisterin von 2019 ist nicht die Einzige, die weiterhin für Kopfzerbrechen sorgt. Ungewiss ist auch die aktuelle Form von Franziska Preuß (Haag). Wie in Ruhpolding bekannt wurde, scheint nicht sicher, dass Preuß, die seit dem Treppensturz beim Weltcup in Frankreich und anschließender gleichzeitiger Corona-Infektion beim nächsten Weltcup in Antholz in Südtirol dabei sein wird. Nach ihrer Fußverletzung „läuft zwar alles nach Plan, aber kann jetzt noch nicht an Rennen denken. Sie hat noch Schmerzen und muss noch Reha am Fußgelenk machen“, sagte Bundestrainer Kristian Mehringer. Dabei möchte die DSV-Führung keinesfalls im Vorfeld der Olympischen Spiele ein Risiko eingehen. „Natürlich sind Wettkämpfe immer gut – aber die oberste Prämisse ist, dass der Fuß in Ordnung sein muss. Zur Not können wir auch beim anschließenden Trainingslehrgang oder in Peking für sie ein Testrennen machen, in dem sie sich das Wettkampfgefühl erarbeiten kann“, sagte Mehringer. In Antholz werden nicht alle Athletinnen, die zu den olympischen Spielen reisen, an den Start gehen. Klar ist aber auch, dass nach dem Weltcup in Südtirol, diejenigen, die Olympia-Chancen haben, mit einem Trainingslager in die unmittelbare Vorbereitung auf Peking starten. Diese werden voraussichtlich „sechs bis sieben Athletinnen mitmachen“. Damit will man für kurzfristige Ausfälle gerüstet sein, ehe dann (nach derzeitigem Stand) fünf Sportlerinnen am 31. Januar die Reise nach China antreten dürfen. Noch vor dem ersten Startschuss beim gestrigen Heimweltcup im Chiemgau gab die Führung des Deutschen Skiverbandes (DSV) den nächsten Corona-Fall bekannt. Johannes Kühn, der derzeit beste deutsche Skijäger im Weltcup wurde am Dienstag positiv auf das Corona-Virus getestet und befindet sich in Quarantäne. Alle übrigen Tests im deutschen Team waren negativ. Trotzdem werde der Verband alle Maßnahmen einleiten, um das Ansteckungsrisiko so klein wie möglich zu halten. So wurden in Ruhpolding schon die Reisepläne für die Olympischen Winterspiele in Peking geändert. „Es war geplant, dass die Athleten nach Antholz noch einmal ein, zwei Tage nach Hause dürfen. Das haben wir geändert. Wir werden direkt mit dem Auto von Antholz nach Frankfurt zum Flughafen fahren und auch auf den Inlandsflug von München aus verzichten, um die Kontakte zu minimieren“, sagte Teamarzt Jan Wüstenfeld. Da war es auch die richtige Entscheidung, dass nach den Weltcups in Hochfilzen, Oberhof sowie beim kommenden Weltcup in Antholz/Südtirol auch in Ruhpolding keine Zuschauer zugelassen wurden.
Biathlon-Weltcup in der Chiemgau-Arena ohne Zuschauer
Bis zuletzt hatten die Verantwortlichen im Chiemgau gehofft, dass ab dem morgigen Freitag jeweils 7500 Zuschauern zugelassen werden konnten. Die bayerische Staatsregierung hatte dem Ansinnen nicht zugestimmt, so dass die Wettbewerbe im Chiemgau vor Geisterkulisse über die Bühne gehen werden. „Wir als OK haben bis zuletzt versucht, unseren Fans in irgendeiner Art und Weise das Zuschauen zu ermöglichen unter entsprechenden sehr strengen Schutzbedingungen. Aber wir haben volles Verständnis angesichts der aktuellen Infektionszahlen. Wir akzeptieren die Entscheidung zu 100 Prozent“, sagte Ruhpoldings Bürgermeister Justus Pfeifer.
Von Jochen Willner