Gelsenkirchen – Wenn „auf Schalke“ die blau-weißen Fahnen geschwenkt werden, hat entweder die örtliche Fußballmannschaft sich aus der Krise geschossen, oder Magdalena Neuner und Michael Greis werden von heimischen, bayerischen Fahnen begrüßt.
50.000 Fans des Biathlonsports werden sich wohl ein Stelldichein geben, wenn Magdalena und Michi ihren Abschied feiern. Eine Skiparty par exellance ist somit das Gebot der Stunde und der Ruhrpott wird kochen, wie sonst nur bei einem Fußballderby, beispielsweise zwischen Schalke 04 gegen Borussia Dortmund.
Magdalena Neuner ist guter Dinge, und sie hofft auf jede Menge Spaß. Denn man kann sich fast keinen besseren Standort für dieses Gaudi-Rennen wünschen. Neuner, 25 Jahre jung, hat ihre so erfolgreiche Karriere im letzten Frühling beendet. Zwei olympische Goldmedaillen und zwölf Weltmeistertitel hat die bodenständige und immer sympathische Athletin aus Wallgau errungen. Magdalena Neuner bereitet sich, wie man es gewohnt ist, auf ihr Abschiedsrennen vor. So könnte man die bayerische Frohnatur nicht mit einem Angebot von 50 (!) Millionen Euro zu einem Rücktritt vom Rücktritt, sprich in die Rückkehr in den Weltcup lotsen. Neuner sieht darin, dass sie kein materialistisch denkender Mensch ist. Ihr sind eindeutig andere Werte wichtiger: Zufriedenheit, Glück und sie ist mit der gegenwärtigen Situation zufrieden.
Gerade dieser Punkt macht Neuner so sympathisch. Das ist die unbescheidene Meinung des Schreibers dieser Zeilen. Gold-Lena und Bundestrainerin? Ja, sie hat ihren ersten Trainierschein gemacht, aber der Job lockt sie „definitiv“ nicht. Am liebsten würde sie Kinder trainieren. Denn wahrscheinlich ist man als Bundestrainerin gleich im Rampenlicht wie als Athletin selbst. Und da geht es nicht nur um spannende Momente auf der Loipe, am Schießstand, sondern um Leistungsdruck und Geld.
Und wie sieht es privat aus? Hochzeitspläne gibt es noch keine. Es gibt von keinerlei Seite Stress und sie überlässt gerne ihrem Freund den richtigen Zeitpunkt. In diesem Sinne, so Magdalena, sei sie konservativ.
Anders ist die Situation bei Michi Greis. Der 36-Jährige hat die Saisonvorbereitung mitgemacht, ist aber dann zurückgetreten. Der Nesselwanger gehört sozusagen zum „Inventar“ der World-Team-Challenge, hat er doch als Einziger an allen vorangegangenen zehn Veran-staltungen teilgenommen. Greis gewann an der Seite von Martina Glagow, heute Beck, im Jahre 2002 die Premiere in der Veltins-Arena. Zusammen mit Franziska Hildebrand wird Greis seine letzten Runden im Ruhrpott drehen.
Und wer sind die Favoriten für den Sieg in Gelsenkirchen?
Drei deutsche Duos wollen um die Siegprämie von 28.000 Euro kämpfen. Andrea Henkel und Andi Birnbacher sind ein heißes Gespann, wenn es um den Sieg geht. 1200 Meter ist die Loipe lang und 2500 m³ Schnee wurden aus der Skihalle Neuss präpariert. Das Wikingerduo um die Finnin Kaisa Mäkäräinen und dem Schweden Carl Johan Bergmann wollen auch heuer gewinnen, sind sie ja als Titelverteidiger auch im Favoritenkreis zu finden.
Die Atmosphäre wird winterlich werden. Und alles ist angerichtet, für die Magdalena-Neuner-Abschiedsparty, und die Arena wird kochen. Garantiert.
Für Biathlon-News.de: Andreas Raffeiner