Sie lief gegen Kati Wilhelm, Tora Berger, Darja Domracheva, Gabriela Koukalova und Laura Dahlmeier. Kaisa Mäkäräinen begleitete viele Biathlonkarrieren und war in ihrem eigenen Land oft Einzelkämpferin. Nach 15 Jahren im Weltcup beendet sie ihre Laufbahn. Die Finnin geht mit drei Gesamtweltcupsiegen und sechs WM-Medaillen. Nur den Traum eines Olympiasieges konnte sie sich nicht erfüllen. Ihre Laufstärke wird vielen Fans in Erinnerung bleiben.
Die „Grand Dame“ des Biathlonsports verabschiedete sich nach dieser Saison in ihrem Heimatstadion. Kaisa Mäkäräinen ist im Alter von 37 Jahren zurückgetreten. Sie prägte ihre Sportart 15 lange Jahre. Die Skijägerin mit dem Zungenbrecher-Nachnamen mit drei Umlauten konnte insgesamt 27 Einzelrennen im Weltcup für sich entscheiden. Neben drei Gesamtweltcupsiegen schnappte sie sich sechsmal weltmeisterliches Edelmetall. Im Winter 2017/18 avancierte die nordische Frohnatur zur ältesten Siegerin, die am Ende einer Saison die große Kristallkugel in die Höhe stemmen konnte.
Geboren in Ristijärvi, im Nordosten Finnlands, machte sie ihre ersten Biathlon-Versuche im Stadion von Kontiolahti. Neben einem Mathematik- und Physikstudium auf Lehramt schrieb sie für eine Lokalzeitung Sportartikel. Bevor sie sich hundertprozentig dem Biathlon verschrieb, war sie als Langläuferin aktiv, doch sie suchte einen abwechslungsreicheren Sport und entschied sich die Waffe auf dem Rücken zu tragen.
Bei den Junioren-Welttitelkämpfen in Haute-Maurienne belegte sie im Einzel den 23. Rang und machte ihre ersten Erfahrungen in internationalen Rennen. Im Weltcup startete sie erstmals 2005 und steigerte sie sich von Rennen zu Rennen und freute sich als Siebte des Massenstarts von Pokljuka 2007 über ihren ersten Top-10-Platz. Bei der im gleichen Jahr stattfindenden Weltmeisterschaft in Antholz brillierte sie mit Position acht.
Dass Pokljuka ein gutes Pflaster für die Skandinavierin ist, bewies sie mit dem zweiten Sprintplatz in der ersten Saisonhälfte 2007/08. Bei den Welttitelkämpfen 2009 in Pyeongchang verpasste sie um Haaresbreite den Sprung aufs Podest. Im Zielsprint musste sie sich der russischen Konkurrentin Olga Saizewa geschlagen geben. In Folge gelang ihr mit Platz drei im Sprint von Östersund ein weiterer Sprung auf das Podium der besten Drei. Ein Intermezzo im Sommerbiathlon 2007 in Otepää machte sie zur Doppelweltmeisterin auf Ski-Rollern.
Im Winter 2010/11, sie wurde von Josef Obererlacher aus Österreich betreut, ging der sprichwörtliche Knopf auf. Bei den Weltmeisterschaften in Chanty-Mansijsk wurde Mäkäräinen hinter Magdalena Neuner aus Deutschland Zweite im Sprint. In der Verfolgung drehte sie den Spieß um und ließ die gesamte Gegnerschaft hinter sich. Null Fehler am Schießstand ergaben die Goldmedaille. Noch nie zuvor hatte finnische Biathletin das geschafft. Die ausgezeichnete Saison wurde mit dem Gewinn des Gesamtweltcups und der Wahl zur nationalen Sportlerin des Jahres abgerundet.
Im nächsten Winter lief es für Kaisa Mäkäräinen mäßig. Durchwachsene Leistungen am Schießstand sorgten für das Ausbleiben von regelmäßigen Top-Platzierungen. Nur selten konnte sie Neuner und Darja Domracheva das Wasser reichen. Bei den Weltmeisterschaften in Ruhpolding 2012 reichte es für die Bronzemedaille im 12,5 km-Massenstart. Mit Carl Johan Bergman aus Schweden feierte sie den Sieg bei der World Team Challenge auf Schalke.
Im Folgewinter musste sie sich gedulden. Ein zweiter Rang zu Beginn der Saison 2013/14 war das Höchste der Gefühle. Von den Olympischen Winterspielen in Sotschi kehrte sie ohne Medaille zurück. Die beste Platzierung war der sechste Platz im Massenstart.
In der nächsten Saison freute sie sich über drei Triumphe im heimischen Kontiolahti. Da sie sowohl den Sprint- als auch den Verfolgungsweltcup knapp für sich entschied, belegte sie am Ende eines langen Winters den ersten Rang in der Gesamtwertung. Der Kampf und die Willensstärke der zierlichen Finnin brachten sie zurück in die Erfolgsspur. Die nächste Saison sollte noch erfolgreicher für sie laufen.
Beim ersten Rennen der Saison 2014/2015 klassierte sie sie noch hinter Domracheva auf Position zwei. In den nächsten acht Rennen zeigte sie ihre ganze Klasse und demonstrierte ihre Superform mit sieben Podestplätzen. Zwischen der Weißrussin und der Finnin entwickelte sich ein Duell auf Augenhöhe, ein Duell der Gigantinnen. Auch wenn sie vor heimischer, weltmeisterlicher Kulisse nur im Einzel die Bronzemedaille gewann, spitzte sich der Kampf um die große Kristallkugel zu. Erst im letzten Rennen spielten die Nerven Mäkäräinen einen Streich. Fünf Schießfehler im Massenstart waren zu viel des Guten, um Domracheva vom Platz an der Sonne zu verdrängen.
Nach diesem Winter gab es Gerüchte um ein Karriereende von Mäkäräinen. Doch sie stellte klar, dass sie auch in der Saison 2015/16 an den Start gehen würde. Ihre Konkurrentin Domracheva war an Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankt und musste eine ganze Saison aussetzen. So konnte Kaisa Mäkäräinen aus dem Vollen schöpfen und landete bis zu den Weltmeisterschaften in der norwegischen Hauptstadt Oslo sechsmal unter den besten Zehn. Bei den Titelkämpfen von Oslo konnte sie ihrer Favoritenrolle nicht gerecht werden. Im WM-Massenstart gewann sie Bronze. Den Gesamtweltcup sicherte sich Gabriela Koukalova.
Als der Finne Antti Leppävuori zum Cheftrainer der finnischen Mannschaft avancierte, entschied sich Kaisa Mäkäräinen ihre Karriere für mindestens zwei Jahre fortzusetzen. Als Ziel setzte sie sich die Teilnahme bei den Weltmeisterschaften im Tiroler Hochfilzen, aber auch die nordischen Ski-Welttitelkämpfe im heimischen Kontiolahti. Auch stand eine Teilnahme an den Olympischen Winterspielen im südkoreanischen Pyeongchang im Raum. Nach einer durchwachsenen ersten Saisonhälfte folgten einige Podestplatzierungen und viele Ergebnisse unter den besten Zehn. Die Finnin gewann in Ruhpolding und sorgte beim Staffelwettbewerb im Südtiroler Antholz für ein Novum. Noch nie wurde sie als Startläuferin aufgestellt; am Ende reichte es für den zufriedenstellenden achten Platz. Da das finnische Team neben Mäkäräinen kaum konkurrenzfähige Läuferinnen aufweisen kann, war sie der einzige Erfolgsgarant und musste oft allein kämpfen. Im Training schloss sie sich Mannschaften aus den Alpenregionen an.
Bei den Weltmeisterschaften 2017 gab es die Massenstart-Bronzemedaille. Bei den nordischen Skiweltmeisterschaften ging sie jedoch nicht an den Start. Beim letzten Saisoneinsatz kletterte sie in Oslo auf den dritten Platz. Der Sprung auf die niedrigste Stufe des Treppchens war gleichbedeutend mit der 70. Platzierung auf dem Podium.
Die Karriere von Kaisa Mäkäräinen, die vor allem in der Loipe zu den schnellsten ihrer Zunft gehörte, ging dem Ende zu. Im Stehendschießen verbesserte sie sich und dank sehr guter Resultate errang sie wieder einmal im Winter 2017/18 das Gelbe Trikot der Führenden im Gesamtweltcup. Diese Auszeichnung sollte sie bis zum Ende der Saison nicht mehr aus der Hand geben. Am Ende des Winters war sie die älteste Athletin, die den begehrten Kristallbecher in die Höhe stemmen durfte.
In der letzten Saison merkte man, dass Kaisa Mäkäräinen langsam müde wurde. Trotzdem reichte es zwischenzeitlich für den zweiten Rang hinter der Südtirolerin Dorothea Wierer und einigen Podestplatzierungen. Eine schlechtere zweite Saisonhälfte sorgte dafür, dass sie am Ende des Winters 2018/19 seit fast einem Jahrzehnt nicht mehr unter den besten Fünf der Welt zu finden war. Bei den Weltmeisterschaften, die dieses Mal im schwedischen Östersund stattfanden, gab es keine Medaille.
Nach der Saison 2019/2020, die nicht nach Wunsch verlief, gab sie bekannt, dass das Verfolgungsrennen in Kontiolahti das letzte ihrer langen Laufbahn sei. Das Saisonfinale in Oslo wurde abgesagt. Obgleich sie sich einen emotionaleren Abgang von der Biathlonbühne verdient hätte und der letzte Winter alles andere als leicht war, musste sie ihr Heimrennen vor leeren Zuschauerrängen bestreiten. Das Coronavirus hatte ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht. Am Ende schaute trotz einiger Schießfehler der ausgezeichnete vierte Platz heraus. Ein Podestrang wäre zu schön gewesen. Trotzdem verneigen sich die Fans von der Finnin und ihrer herausragenden Laufbahn und hoffen, dass sie auf die eine oder andere Weise ihrem Sport, der ja so etwas wie ein Lebensexilier war, erhalten bleibt.
Das ihr der Abschied von der Biathlonbühne selbst schwer fiel, zeigten ihre Tränen nach dem Zieleinlauf ihres letzten Rennens. „Am meisten werde ich meine Freunde aus der Biathlonfamilie vermissen“, sagte die 37-Jährige. Ihren letzten Weltcupsieg feierte sie im Januar 2020 bei windigen Bedingungen im Massenstart von Oberhof. Die Finnen werden Kaisa Mäkäräinen wohl immer mit Biathlon verbinden. Das hat sie sich über viele Jahre hart erarbeitet.