Das schwedische Biathlonteam hat wieder einen deutschen Cheftrainer. Nachdem Wolfgang Pichler nach der Saison 2018/19 seinen Rücktritt vom Biathlonzirkus erklärt hat, trat Johannes Lukas seine Nachfolge an. Im Biathlonweltcup ist der 26-Jährige kein Unbekannter. Bereits seit 2015 gehört er zum Trainerteam der schwedischen Mannschaft. Bei den Olympischen Spielen von Pyeongchang 2018 war er mit 24 Jahren der jüngste Trainer und konnte sich über zwei Goldmedaillen und zwei Silbermedaillen seiner Athleten freuen.
Johannes Lukas kennt sich im Biathlonsport aus. Das Skilaufen hat er in Ruhpolding gelernt. Mit 15 Jahren hat er sich dazu entschieden, professionell Biathlon zu betreiben, und wurde daraufhin bayerischer und deutscher Vizemeister. Eine mögliche Karriere als Leistungssportler ist ihm aufgrund zahlreicher Verletzungen verwehrt geblieben. Deshalb hat er mit 21 Jahren einen anderen Weg eingeschlagen und in München Sportwissenschaften studiert. Danach hat er auch noch eine Ausbildung zum Personaltrainer absolviert. Anschließend arbeitete Johannes Lukas als Fußballathletiktrainer im Nachwuchsleistungszentrum des TSV 1860 München und betreute Leistungssportler, wie Segel Europameisterin Tina Lutz oder Mountainbike Weltmeisterin Sandra Sumerauer. Sein Schwerpunkt Online-Trainingsplanung beschäftigt ihn weiterhin.
Die Zusammenarbeit mit Wolfgang Pichler beschreibt Johannes Lukas als sehr harmonisch. „Es war sicher ein Vorteil, dass wir beide aus der gleichen Region kommen und die gleiche Sprache sprechen“, sagt Johannes Lukas. Mit seinen Athleten kommuniziert er jedoch in deren Muttersprache. „Mittlerweile spreche ich gut schwedisch.“ Das war auch sein erklärtes Ziel. Nur wenn es schnell gehen muss, wechselt er ins Englische. Von Wolfgang Pichler hat Johannes Lukas Trainingsideen, Disziplin und Trainingsplanung gelernt. Imponiert hat ihm, wie Pichler seine Autorität dargestellt hat. Das neue Trainerteam will keinen Rundumschlag machen und alle Sachen verändern, sondern die guten Erfahrungen mitnehmen und neue Impulse setzen. Dazu gehören andere Orte für Trainingslager, wie Toblach in Südtirol. Ganz nach dem Motto: „Die gute Mischung macht´s.“ Mattias Nilsson und Johan Hagström werden das Trainerteam zukünftig komplettieren. Sie gehörten auch schon unter Wolfgang Pichler zum Trainerstab.
Als Cheftrainer verbringt Johannes Lukas deutlich mehr Zeit am Laptop, denn Analyse und Trainingsplanung gehören jetzt zu seinen Aufgaben. „Gerade wenn Athleten verletzt sind, wie Anna Magnusson und Martin Ponsiluoma zu Beginn der neuen Trainingsperiode, muss man Pläne oft umstellen. Das kostet Zeit.“ Er beschreibt sich selbst nicht als strengen Trainer, jedoch können seine Sportler viel von ihm erwarten. „Ich erwarte im Gegenzug aber auch viel von ihnen. Mir ist konzentriertes Arbeiten sehr wichtig.“ Das Johannes Lukas mit 26 Jahren kaum älter als seine Sportler ist, beeindruckt ihn wenig. Respekt und Disziplin seien entscheidend, nicht welches Alter der Trainer habe. „Wenn ich gute Arbeit leiste, wird mich niemand mehr nach meinem Alter fragen.“ Da Johannes Lukas weiterhin in München wohnt, pendelt er im Zweiwochenrhythmus zwischen Schweden und Deutschland.
Die nächste Saison ist für das schwedische Team ein Übergangsjahr. Die Olympischen Spiele und die Heimweltmeisterschaft von Östersund hatten einen höheren Stellenwert als die Weltmeisterschaft von Antholz. „Trotzdem wollen wir uns verbessern und bei der WM um Medaillen kämpfen. Wir wollen nicht nur zuschauen.“ Der langfristige Fokus liegt aber schon auf den nächsten Olympischen Spielen 2022. Johannes Lukas wird, wie schon in den letzten Jahren, während der Rennen an der Strecke stehen. „Ich will sehen, wie sich die Sportler bewegen und wie das Rennen verläuft. Ich treffe die taktischen Entscheidungen“.
Lukas möchte, dass die Athleten bereits im Training die entsprechende Grundlage für die Rennen legen. Ein abwechslungsreiches Training ist ihm aber ebenfalls sehr wichtig und sein Hauptaugenmerk liegt auf der individuellen Arbeit mit jedem einzelnen Athleten. „Ich denke, dass die individuelle Betreuung der Athleten der moderne Trainergedanke ist“.