Antholz/Östersund – Wenn im schwedischen Östersund in Kürze das erste Herrenrennen der Weltcup-Saison 2012/2013 auf dem Programm steht, darf einer nicht fehlen. Die Rede ist vom Südtiroler Markus Windisch. Der aus der Biathlonhochburg Antholz stammende Sportler spricht im Interview mit biathlon-news.de über seine Anfänge, die Faszination seines Sports, die letztjährige Saison und über das, was die unumstrittene Biathlon-Ikone Ole Einar Björndalen von ihm lernen könne.
Markus, wie bist du zum Biathlon gekommen?
In meinem Heimattal (Antholzertal, Anm. d. Red.)ist Biathlon Sport Nummer 1. Von daher war es nur logisch, dass auch mich irgendwann die Faszination dieser Sportart ergreifen würde. Neben Fußball im Sommer ist Biathlon eben die besten angebotene Sportart in unserem Tal. Somit probiert fast jedes Kind einmal den Biathlonsport. Die WM 1995 hatte einen besonderen Reiz für mich. Von da an wuchs in mir die Leidenschaft, ja die Passion für den Sport kam so richtig auf.
Was ist für dich das Faszinierende an deiner Sportart?
Das Faszinierende für mich ist der Übergang vom Laufen an den Schießstand, aber auch die schnelle Kontrolle von Körper und Geist, das schnelle Umstellen des Pulses auf das Schießen und die Schussfolge. Jeder sollte dies einmal probieren und versuchen, bei einem Pulswert von 175 fünf Treffer zu erzielen. Das ist für mich die Krönung der Sportart, aber auch eine Herausforderung, die in anderen Sportarten nur schwer zu finden ist.
Nun steh die Saison 2012/2013 auf dem Programm. Wenn du zurückblickst, wie zufrieden bist du mit der Leistung der abgelaufenen Saison?
Ich bin ab der zweiten Hälfte der Saison recht zufrieden. Anfangs hatte ich einige Probleme, in Schwung zu kommen. Da gingen viele Rennen daneben, und die Ergebnisse waren unter meinem Niveau. Zur Weltmeisterschaft hin hat dann aber alles gepasst.
Markus Windisch in der Selbstkritik: Was sind deine Stärken und Schwächen?
Zu meinen Stärken zählt sicherlich das Schießen. Meine Schwäche ist das Laufen. Doch ich arbeite hart, um meine Schwächen auszumerzen. Zudem setze ich aber auch viel auf meine Stärke im Schießen. Viele Entscheidungen fallen am Schießstand.
Wie hältst du dich im Sommer fit? Suchst du die Kälte oder wie sieht es aus?
Ich bin eigentlich kein Freund der Kälte, aber auch nicht der Hitze. Wenn es irgendwie möglich ist, suche ich gemäßigte Temperaturen. Da fühle ich mich in den Bergen sehr wohl. Wenn es dann ganz heiß ist, trainiere ich schon zeitig früh am Morgen bzw. später am Abend. Auch von den Gletschern halte ich gerne Abstand. Da habe ich bisher nur schlechte Erfahrungen gemacht. Der Oberhofer Skitunnel kommt da schon sehr gelegen.
Die Südtiroler Biathlonhochburg Antholz bewirbt sich nicht für die WM 2017. Wie stehst du dazu?
Ich finde es sehr schade, dass Antholz seine Bewerbung zurückgezogen hat. Ich kenne allerdings nicht den tatsächlichen Grund für den Rückzug. Aus sportlicher Sicht gesehen ist das sehr schade. Die Weltmeisterschaft 2007 war wohl das Nonplusultra der Biathlon-Weltmeisterschaften und wurde bisher nicht übertroffen. Da hat sich das ganze Tal schon einen Namen gemacht.
Ole Einar Björndalen ist in deiner Sportart das Maß aller Dinge. Hand aufs Herz: Was kann der Norweger von dir lernen?
Von mir? (lacht) Naja, vielleicht dass Sport dein Leben nicht für immer füllt, und dass es noch andere, wichtigere Dinge abseits des Sports gibt.
Teilst du bei den Wettkämpfen das Zimmer mit deinem jüngeren Bruder Dominik?
Ja, zumeist schon. Dennoch wechseln wir auch mal die Kameraden.
Gibt es ein Hoppala aus deiner Karriere, über das du heute noch schmunzeln musst?
Da gibt es zwei: Zum einen habe ich 2001 bei der Junioren-WM in Ridnaun vergessen, eine Strafrunde zu laufen. Ich musste zurück, und die Runde nachholen. Auf diese Weise habe ich einen Podestplatz verschenkt. Zum anderen gab es 2011 vor heimischer Kulisse in Antholz beim Weltcup folgendes Szenario: Nach dreimaligem, fehlerfreien Schießen habe ich bei der letzten Serie drei Fehler geschossen. Sicher kann man sich über diese Hoppalas zunächst zu Tode ärgern. Heute lache ich nur noch darüber.
Was sind deine Ziele für die Zukunft bzw. welche Pläne schmiedest du für die vorolympische Saison 2012/2013?
Das vorolympische Jahr ist ein Probejahr. Wir versuchen, uns gezielt auf die Saison vorzubereiten. Falls diese gut verläuft, wollen wir dies im olympischen Jahr auch wiederholen. Ich bin also gespannt, was die Saison für mich bereithält. Dennoch bin ich zuversichtlich, denn wir verfügten das ganze Jahr über eine sehr gute Trainingsqualität. Abschließend hoffe ich, dass die Bemühungen auch belohnt werden.
Interview für Biathlon-News.de: Andreas Raffeiner