In der Ruhe liegt die Kraft. Das war das Motto, mit dem Arnd Peiffer seine Biathlonkarriere bestritt. Die gelassene Art des Mannes aus dem Harz hat wohl nicht nur seine Gegner und Mannschaftskollegen beeindruckt, sondern ihn auch zum Liebling der Fans gemacht. Nach 366 Weltcuprennen und 20 gewonnenen Medaillen beendete der 34-Jährige seine Laufbahn als Leistungssportler.
Arnd Peiffer wollte keinen Rummel um seine Person. Seinen Rücktritt vom aktiven Leistungssport als Biathlet verkündete er auf Facebook. Nur sein Freund Erik Lesser und enge Vertraute wussten bereits einige Wochen vorher von Peiffers Plänen. Nach der Verkündung erreichten ihn dutzende Nachrichten. Fast 39.000 Likes und über 7000 Kommentare zählt der Facebookpost. „Die Reaktionen auf meinen Rücktritt waren überwiegend positiv. Viele haben mir geschrieben, dass es schade ist, sie meine Gründe aber nachvollziehen können.“ Aus heutiger Sicht sagt Arnd Peiffer, dass er den richtigen Zeitpunkt zum Aufhören gewählt hat. „Ich war konkurrenzfähig und konnte vorn mitlaufen. Ich wollte vermeiden, dass ich in meinem letzten Jahr nur noch hinterherlaufe.“ Seine letzte Saison im Biathlonweltcup war eine seiner Besten mit dem Sieg im Massenstart von Hochfilzen und mit der Staffel in Nove Mesto und einer Silbermedaille im Einzelrennen der Weltmeisterschaft von Pokljuka.
25 Jahre Biathlon
Mit neun Jahren begleitete Arnd Peiffer seine Schwester zum Biathlontraining seines Heimatvereins WSV Clausthal-Zellerfeld. Seitdem beschäftigte sich der 34-Jährige beinahe täglich mit dem Sport. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Seit seinem Weltcupdebüt im Januar 2009 in der Staffel von Oberhof war er wichtiges Mitglied in der deutschen Nationalmannschaft. Noch im selben Jahr folgte sein erster Weltcupsieg im russischen Chanty-Mansisjk, dem Lieblingsweltcuport von Arnd Peiffer, vor Ole Einar Björndalen und Christoph Sumann und zwei Bronzemedaillen bei der WM. Es folgten 15 Weitere, darunter die Goldmedaille im Sprint 2011 und Einzel 2019 und drei Goldmedaillen in der Staffel. Von den Olympischen Spielen brachte Arnd Peiffer den kompletten Medaillensatz mit nach Hause. Nach der Silberstaffel von Sotschi folgte in Pyeongchang der Höhepunkt der Karriere mit dem Olympiasieg im Sprint und der Bronzemedaille in der Staffel. Im Weltcup stand der Harzer 19-mal auf dem obersten Podest – davon neun Mal gemeinsam mit seinen Mannschaftskameraden. Die ein oder andere Blessur hat Arnd Peiffer während seiner 25-jährigen Laufbahn auch erlebt. Bei einem Sturz im Verfolgungsrennen des Weltcups von Presque Isle 2016 wird er mit einer schweren Gehirnerschütterung abtransportiert.
Aus Rückschlägen Erfahrungen sammeln
Arnd Peiffer galt im deutschen Biathlonteam als Tüftler, der sich gern mit Fakten auseinandersetzt, die Lage realistisch einschätzt und die ein oder andere Statistik bereithält. Nach seinem Olympiasieg sagte er, dass der Erfolg ihn als Person nicht verändert habe. Nur die Öffentlichkeit nimmt ihn anders wahr und verbindet seinen Namen mit dem Erfolg. Die Medaillen bewahrt er heute in seinem Fitnessraum in einer Vitrine auf. Die Karriere des Polizeibeamten der Bundespolizei war jedoch auch von einigen Rückschlägen gekennzeichnet. Bei der Heim-WM von Ruhpolding 2012 wurde er als Schlussläufer beim Stehendschießen von der Sonne geblendet und verschoss die schon sicher geglaubte Goldmedaille. In der Mixed-Staffel von Olympia 2018 lief er nur als Vierter über die Ziellinie, nachdem er in Führung liegend vier Mal danebenschoss. Diese Missgeschicke blieben jedoch die Ausnahme. Arnd Peiffer galt als „Mister Zuverlässig“, der auf der dritten Position die Staffel in einer guten Ausgangslage auf den Schlussläufer übergab und sich immer in den Dienst der Mannschaft stellte.
Startschuss für ein neues Leben
Das Leben als „Biathlonrentner“ ist für Arnd Peiffer entspannt. „Ich musste im Frühjahr und Sommer immer meine Termine zwischen die Trainingseinheiten schieben und hatte immer im Hinterkopf, mein Training nicht zu vernachlässigen.“ Sport macht er trotzdem täglich, sonst sei er unausgeglichen. Gemeinsam mit Erik Lesser traf er sich im Sommer in Oberhof, um abzutrainieren. „Als Leistungssportler kann man nicht einfach mit dem Training aufhören. Das hat sowohl physische Gründe als auch psychische. Der Sport gehört einfach zu meinem Leben, egal ob ich im Winter Biathlonrennen laufe oder nicht.“ Dafür genießt er es, an einem Wochenende Freunde zu besuchen, die weiter entfernt wohnen. Das ging während der Sportkarriere nicht. „Ich freue mich sehr darüber, diese Freiheit jetzt zu haben.“ Seine letzte Saison hat er genossen, eben weil er keine Sonderrolle im Team hatte und nicht von Journalisten auf seinen Rücktritt angesprochen wurde. Einziges Manko waren die fehlenden Fans. „In unserer Sportart ist die Fangemeinschaft etwas ganz besonderes. Ich habe sehr viele gute Erfahrungen gemacht. Viele Fans sind schon seit vielen Jahren dabei und teilen mit uns Sportlern die Leidenschaft für Biathlon. Besonders beeindruckt hat mich das persönliche Engagement von Mitgliedern meines Fanclubs in meinem Heimatverein.“ Eine Rückkehr zum Biathlon kann er sich jedoch im Moment nicht vorstellen. „Ich genieße den Abstand. Vielleicht überlege ich es mir in zehn Jahren, wenn Erik eine Mannschaft trainiert und meine Hilfe braucht“, entgegnet Arnd Peiffer lachend. Für diesen Humor mochten ihn seine Fans, aber auch die Journalisten und Sponsoren. Und wer weiterhin Neuigkeiten rund um Arnd Peiffer erfahren möchte, kann sich seinen Podcast „Das Biathlon Doppelzimmer“ anhören. In Zukunft möchte sich Arnd Peiffer noch einen Traum erfüllen und durch Alaska und Kanada reisen. Bis dahin steht die gemeinsame Zeit mit seiner Familie im Vordergrund. Ein Abschiedesrennen wird er nicht bestreiten. „Da müsste ich mich ja wieder auf ein Rennen vorbereiten. Darauf habe ich im Moment keine Lust“, sagt Arnd Peiffer.