Oslo (Selina Juliana Sauskojus) – Für das deutsche Damen-Quartett galt es heute einen Titel zu verteidigen. Doch die Norwegerinnen präsentierten sich vor heimischer Kulisse bärenstark und ließen heute keinen Konkurrentinnen den Vortritt. Sie gewannen ihr erstes Staffel-Gold seit 2014. Die Französinnen gewannen Silber und die deutsche Staffel erkämpfte sich den dritten Platz auf dem Podium.
In dieser Saison gelang es den deutschen Damen noch nicht eine Staffel für sich zu entscheiden. Heute sollte sich dies ändern. Mit Franziska Hildebrand, Franziska Preuss, Maren Hammerschmidt und Laura Dahlmeier sollte der zweite Staffel-Weltmeisterschaftstitel in Folge gewonnen werden. Die starke Konkurrenz würde dies zu keinem leichten Unterfangen machen. Die Französinnen, bisher ohne Gold in dieser Disziplin, hatten mit sehr guten Einzelleistungen bestechen können. Doch auch die Ukrainnerinnen, die Italienerinnen und die Tschechinnen hatten in den bisherigen Staffeln bewiesen, dass sie im Quartett außerordentliche Gegenspielerinnen sein können.
Den Anfang für das deutsche Team machte das Geburtstagskind Franziska Preuss. Für sie begann der Wettkampf mit einem Missgeschick. Im Getümmel stürzte sie und brach sich den Stock. Ein Betreuer war aber schnell zur Stelle und sie verlor nicht allzu viel Zeit. Trotz des kleinen Aufregers bewältigte Preuss das erste Schießen am besten. Sie schoss schnell und fehlerfrei und ging als erste auf die Strecke zurück. Doch es wurde insgesamt sehr gut geschossen und das Feld blieb eng zusammen. Auf die Ränge 2 und 3 hatten sich zunächst Valj Semerenko für die Ukraine und Synnoeve Solemdal für Norwegen gesetzt. Die Französinnen gerieten zunächst einmal ins Hintertreffen. Justine Braisaz hatte alle drei Nachlader benötigt und lag zunächst 43 Sekunden hinter Preuss.
Nach dem zweiten Schießen hatte sich die Österreicherin Lisa Theresa Hauser in Führung gesetzt, ihr folgten Semerenko und Solemdal. Franziska Preuss hatte eine Scheibe verfehlt, für die sie zwei Nachlader brauchte. Sie nahm mit 24 Sekunden Rückstand als zehnte die Verfolgung auf.
Beim Wechsel übergab Kaisa Mäkäräinen als erste auf ihre Kollegin Kiskola. Die Japanerin Tachizaki, in hervorragender Form, übergab als zweite auf Yurie Tanaka. Hauser gab den Staffelstab weiter an Dunja Zdouc. Preuss hatte auf der Runde eine Sekunde gutmachen können und wechselte an Position 7 auf Franziska Hildebrand.
Beim Liegendschießen behielten zunächst die Underdogs die Oberhand. Dunja Zdouc schoss fehlerfrei und setzte sich vor die Kasachin Usanova. Die Ukrainerin Varvynets und die Norwegerin Birkeland klemmten sich direkt dahinter, und auch Franziska Hildebrand konnte mit einer fehlerfreien Serie aufschließen. Ihr Rückstand betrug nur noch zwölf Sekunden.
Als erste kam die Kasachin zum Stehendschießen. Sie erlaubte sich jedoch einen Nachlader und fiel auf den vierten Rang zurück. Die Führung übernahm nun die Ukrainerin, gefolgt von der Österreicherin Zdouc. Hildebrand legte die zweite perfekte Serie hin und setzte sich auf den dritten Rang. Auf der Strecke gelang ihr ein schnelles Überholmanöver vorbei an der Österreicherin. Auf der letzten Runde zündete die Kanadierin Crawford den Turbo. Sie lief vorbei an den Konkurrentinnen und setzte sich an die Spitze. Crawford übergab auf Sarah Beaudry. Franziska Hildebrand schickte als zweite Maren Hammerschmidt auf die Reise. Die Ukrainnerinnen und Polinnen schickten die starke Olena Pidrushna und Weronika Nowakowska. Auf sechs und sieben hatten die Tschechinnen und die Französinnen aufgeschlossen. Für sie machten sich Lucie Charvatova und Anais Chevalier auf die Verfolgung.
Beim Liegendschießen brachten sich die Französinnen wieder ins Gespräch. Chevalier setzte sich in Führung, gefolgt von der Tschechin und einer fehlerfrei gebliebenen Maren Hammerschmidt. Olena Pidrushna bescherte ihrer Staffel eine Strafrunde und fiel auf den dreizehnten Rang zurück. Auf der Strecke setzte sich Tiril Eckhoff für die Norwegerinnen an die Spitze. Sie blieb als einzige der Führenden fehlerfrei und ging in Führung. Ihr folgte trotz eines Nachladers die Französin. Maren Hammerschmidt setzte sich mit zwei Nachladern auf den dritten Rang. Die Tschechin Charvatova hatte große Schwierigkeiten und benötigte drei Nachlader, die allerdings auch allesamt danebengingen. Mit drei Strafrunden waren die Tschechinnen raus aus dem Kreis der Sieganwärterinnen.
Auf der letzten Runde erhöhte Eckhoff das Tempo, um ihrer Mannschaftskollegin Olsbu einen möglichst großen Vorsprung mit auf den Weg zu geben. Ganze 23 Sekunden Vorsprung hatte Olsbu beim Wechsel. Ihr folgten Laura Dahlmeier und Marie Dorin Habert. An vierter Position wechselten überraschend die Kasachinnen. Auf Rang fünf wechselten die Sloweninnen. Sie hatten allerdings schon über eine Minute Rückstand auf Olsbu.
Auf der ersten Runde vergrößerte Olsbu ihren Vorsprung auf die Konkurrentinnen. Dieses Tempo schien sie einige Kraft gekostet zu haben. Sie benötigte zwei Nachlader bevor sie den Schießstand als erste verlassen konnte. Dahlmeier und Dorin Habert kamen gemeinsam zum Liegendschießen. Dahlmeier zeigte wieder mal keine Nerven und räumte alle fünf Scheiben fehlerfrei ab. Sie folgte 17 Sekunden nach Olsbu. Die Französin hingegen schoss ungewohnte zwei Fehler, konnte diese aber mit zwei Nachladern kompensieren. Zwölf Sekunden nach Dahlmeier ging sie auf die nächste Runde. Die Polin Guzik und die Italienerin Wierer nahmen auf den Rängen vier und fünf die Verfolgung auf mit einem Rückstand von einer knappen Minute.
Auf der zweiten Runde hielt Olsbu das Tempo hoch und vergrößerte ihren Vorsprung erneut. Indes schloss Dorin Habert zu Dahlmeier auf. Beim letzten Schießen schoss Olsbu schnell und benötigte wieder zwei Nachlader. Doch obwohl die Verfolgerinnen bereits am Schießstand angekommen waren, behielt sie die Nerven und setzte sich in Führung. Doch auch Dorin Habert und Dahlmeier behielten die Nerven. Dorin Habert ging acht Sekunden hinter der Norwegerin auf die Runde, Dahlmeier folgte drei Sekunden später. Das Rennen wurde nun auf der Strecke entschieden. Doch der Deutschen schienen die Körner zu fehlen und sie verlor auf Olsbu und Dorin Habert. Letztere schickte sich an nochmal ganz vorne zu attackieren. Doch Olsbu wurde vom Publikum und den Betreuern nach vorne gepeitscht. Unter tosendem Applaus lief die Norwegerin als erste über die Ziellinie. Marie Dorin Habert machte die Silbermedaille für die Französinnen perfekt und Laura Dahlmeier sicherte die Bronzemedaille für das deutsche Team.
Für die Damen findet am Sonntag der letzte Wettbewerb dieser Weltmeisterschaft mit dem Massenstart um 13.00 Uhr statt. Morgen um 15.30 Uhr ist es an den deutschen Herren ihren Staffel-Titel zu verteidigen.