Montal – Seit wenigen Wochen ist Lukas Hofer 24 Jahre jung. Der Südtiroler Biathlet konnte sein Talent erstmals bei der Junioren-WM in Martell im fernen Jahr 2007 zeigen. Dabei musste sich mit den Rängen 22, 23 und 29 begnügen. Aber schon ein Jahr später schrammte er mit zwei vierten Rängen in Ruhpolding knapp am Edelmetall vorbei.
Im Jahr 2008 konnte er bereits italienischer Meister im Massenstart werden. Und auch bei der Junioren-WM in Canmore bewies er seine aufsteigende Form und gewann nach einem durchwachsenen 44. Platz im Einzel die Goldmedaille sowohl im Sprint als auch in der Verfolgung. In der letztgenannten Disziplin behielt er trotz sechs Fahrkarten Nerven wie Stahl und sicherte sich den ersten Platz.
Im nächsten Jahr debütierte der Pusterer im Weltcup; sein erstes Rennen bestritt er im thüringischen Oberhof. Nun gehörte er zur italienischen Weltcupmannschaft und sammelte sukzessiv Punkte und gute Platzierungen. Lebhaft in Erinnerung sind zum einen der ausgezeichnete zweite Rang beim Heimrennen in Antholz, den er mit der Staffel belegte, und der dritte Platz bei der WM 2011 in Chanty-Mansijsk im sibirischen Winter im 15 km-Massenstart. Nun möchte Hofer weiter nach vorne laufen. Wer weiß, vielleicht gelingt dem sympathischen Skijäger aus Südtirol gerade bei den Olympischen Winterspielen im russischen Sotschi der große Wurf.
Wir führten mit Hofer das nachstehende Gespräch.
biathlon-news.de: Lukas, wie bist du zum Biathlonsport gekommen? Seit wann betreibst du diese Disziplin, und mit welchem Alter sollte man idealerweise damit beginnen?
Lukas Hofer: Zum Biathlon bin ich eigentlich durch meine Schwester Katrin gekommen. Meine beiden Schwestern waren Langläuferinnen und ich war es auch, bis ich dann öfters mit Katrin nach Antholz gefahren bin, um zu trainieren. Sie wechselte vom Langlauf zum Biathlon. Dort habe ich dann die jüngeren Athleten getroffen und wollte auch mal das Schießen ausprobieren. Ich habe mich vom ersten Blick an in diese Sportart verliebt, da es einfach etwas extrem Spannendes und Neues ist, die Kombination zwischen Langlaufen und Schießen zu finden! Ich bin zur Saison 2000/2001 zum Biathlon gewechselt. Ob es ein ideales Alter für den Beginn dieser Sportart gibt, könnte ich jetzt eigentlich wirklich nicht genau bestimmen.
biathlon-news.de: Blicken wir zurück in die letzte Saison: Welche Lehren ziehst du daraus im Hinblick auf die neue Saison? Und wie hast du dich in diesem Sommer auf den bevorstehenden Olympiawinter vorbereitet?
L. H.: Sicherlich haben wir bei den Vorbereitungen viel dazu gelernt. Somit wollen wir die begangenen Fehler heuer nicht mehr machen. Die Vorbereitung läuft auf diese Weise zurzeit wirklich mehr als optimal. Ich muss sagen, dass das einer meiner besten Sommer ist, den ich zur Vorbereitung nutzen konnte. Wir haben einige Änderungen durchgeführt, die Vorbereitung betreffend. Dies hat schon einige Effekte gebracht. Welche es waren, möchte ich natürlich nicht verraten, aber das Prinzip des Trainings im groben Sinne ist gewiss im Großen und Ganzen bei allen Athleten so langsam dasselbe.
biathlon-news.de: Magdalena Neuner hat einmal aus Versehen die Zielscheiben der Gegnerin abgeräumt. Dein persönliches Hoppala war…
L. H.: … als ich einmal ohne Startnummer an den Start ging. Zum Glück war noch genügend Zeit, um diesen Lapsus auszubessern (lacht).
biathlon-news.de: Lukas Hofer in der Selbstkritik: Was sind deine Schwächen und Stärken?
L. H.: Die Stärken sind sicherlich das Laufen und vor allem während eines Massenstarts oder während dem Rennen das Duell Mann gegen Mann. Zu den Schwächen zählte bis jetzt immer ein wenig das Schießen. Aber ich konnte mich hier mit verschiedenen Trainings und speziellen Übungen sehr steigern. Dadurch bin ich jetzt auch sehr zuversichtlich. Ab und zu denke ich auch vielleicht zu viel nach, aber genau das lernt man mut der Erfahrung und mit den Jahren bei den verschiedenen Rennen dazu.
biathlon-news.de: Welche Sportart hättest du ausgeübt, wenn du dich nicht für die Kombination Schießstand und Langlaufloipe entschieden hättest?
L. H.: Ich denke, dann wäre ich bei den Langläufern geblieben. Da mich das Fliegen sehr interessiert und zwei meiner großen Hobbys das Modellfliegen und das Paragliding sind, wäre ich vielleicht auch Nordischer Kombinierer geworden. Wer weiß, vielleicht wäre ich auch ein Bergläufer geworden, zumal ich mit 18 Jahren eine riesengroße Leidenschaft dafür entdeckt habe.
biathlon-news.de: Welche Hobbys abseits des Biathlons hast du, und bleibt eigentlich dafür noch Zeit?
L. H.: Mein Sport ist irgendwie ein Fulltimejob über das ganze Jahr. Aber man versucht, sich so viel Zeit wie möglich für Freundin, Freunde, Familie und Hobbys zu nehmen. Oft versuche ich auch, einfach Sport mit Hobbys und dergleichen zu kombinieren.
biathlon-news.de: Gibt es abseits der Wettkämpfe Freundschaften unter den Athleten? Wer ist dein bester Freund im Biathlonzirkus, und mit wem teilst du innerhalb der italienischen Nationalmannschaft dein Hotelzimmer?
L. H.: Ich persönlich denke, dass wir im Biathlon außerhalb der Wettkämpfe eine sehr große Familie sind. Man kennt sich, man spricht miteinander und scherzt auch hie und da. Sehr wahrscheinlich ist alles ein bisschen mehr angespannt, je näher es zum Saisonhöhepunkt kommt. Nichtsdestotrotz fühle ich mich wie in einem großen Freundeskreis. Im Rennen dann, sind wir natürlich dann wieder Gegner untereinander. Ich kenne viele Athleten besser, aber ich glaube, dass ich mit jenen, die ich besser kennengelernt habe, auch viel gemeinsam und viel Spaß mit ihnen habe. Tarjei Bø ist zum Beispiel einer davon. Ich kenne ihn schon seit längerer Zeit und habe ihn schon öfters getroffen. Im Team hingegen ist es unterschiedlich, mit wem ich im Zimmer bin. Oft alleine, ansonsten – wenn möglich mit Dominik (Windisch, Anm. d. Red.), da man viel gemeinsam, hat und daher die Zeitpläne nicht so unterschiedlich sind.
biathlon-news.de: Wie ist es deiner Meinung nach um den italienischen Biathlonnachwuchs bestellt?
L. H.: Beim Nachwuchs wird kräftig gearbeitet, um auch in Zukunft Athleten in den Weltcup zu bringen. Ich hoffe, dass sie auch alle ehrgeizig und zielstrebig sind, um ihr Ziel zu erreichen. Der Sport als Arbeit ist nicht immer einfach. Für Genaueres müsste man die Athletinnen und Athleten im Jugendbereich öfters sehen bzw. mehr mit ihnen zu tun haben, aber dafür sind wir selber viel zu viel unterwegs!
biathlon-news.de: Welche Nachricht möchte Lukas Hofer in der bevorstehenden Saison 2013/14 am liebsten lesen?
L. H.: Am liebsten möchte ich selbstverständlich eine Erfolgsnachricht bei Olympia lesen, aber nichtsdestotrotz ist man über jede positive Nachricht erfreut. Umso besser sie ist, umso zufriedener ist man selber auch. (lacht)
biathlon-news.de: Welches ist der beste Ratschlag, den dir ein Familienmitglied oder ein Trainer bis heute auf dem Weg mitgegeben hat, und von dem du heute noch profitierst?
L. H.: Einer der besten Ratschläge, den ich sicherlich von vielen (wie etwa von Familie und Trainer) bekommen habe, ist der folgende: „Glaub an dich selbst und zeig was du kannst und immer machst.“
Bericht und Interview für biathlon-news.de: Andreas Raffeiner