Ohne die vielen ehrenamtlichen Helfer geht kaum eine Großveranstaltung über die Bühne. Auch nicht beim Biathlon-Weltcup in Ruhpolding. Aber auch für die Volunteers ist in Zeiten der Pandemie und bei der Durchführung ohne Zuschauer eine besondere Herausforderung. Einer von ihnen ist Dennis Gerhard, der seit zehn Jahren, als Fahrer zum Shuttle Team zählt.
Ihm ist kein Weg zu weit. Die Begeisterung für den Biathlon-Sport brachte Dennis Gerhard auf den Plan, „einfach mal hinter die Kulissen“ einer Großveranstaltung blicken zu wollen. Zu diesem Zeitpunkt stand die Biathlon-Weltmeisterschaft im Chiemgau bevor und da griff der 35-jährige zum Telefonhörer und meldete sich beim Fahrdienstleiter der Titelkämpfe in Ruhpolding. Sein Interesse und zugleich seine Bewerbung als Volunteer bei der WM mithelfen zu wollen, stieß auf offene Ohren. „Meine Eltern hatten mir immer wieder von der tollen Atmosphäre vor Ort berichtet, während ich bisher nie live bei den Wettkämpfen dabei war. Die WM 2012 war für mich der Zeitpunkt, mich als Helfer zu melden“, erzählte Gerhard. Gesagt, getan. Seit zehn Jahren gehört der gelernte Industriemeister für Kunststofftechnik zum festen Team beim Shuttle-Service.
Von Neuwied nach Ruhpolding
Das ist keine Selbstverständlichkeit. Denn gehört Gerhard kommt aus Neuwied im nördlichen Teil von Rheinland-Pfalz und unmittelbar vor den Toren der früheren Regierungssitzes Bonn. Genau 630 Kilometer von seinem Wohnort entfernt. Aber das Engagement für den Biathlon-Sport ist für den sympathischen jungen Mann, dessen Eltern seit über 20 Jahren auch regelmäßig als Zuschauer auf den Tribünen und entlang der Strecken die weltbesten Biathleten anfeuern, eine Herzensangelegenheit. „Ich freue mich alljährlich auf den Einsatz, aber auch auf meine Kameraden im Team“, sagte Gerhard. „Wir sind schon eine kleine Familie geworden, es ist ein bewährter Stamm, der sich auch privat sehr gut versteht“. Dafür opfert er alljährlich eine Woche und nächtigt bei einem Bekannten, der ebenfalls zum Shuttle-Team zählt, in Inzell. Die Kosten für die An- und Abreise trägt Gerhard aus eigener Tasche. Man spürt bei ihm die Freude an seiner Arbeit, ihm ist kein Weg zu viel. Er ist stets freundlich und hilfsbereit. Dazu noch sehr diszipliniert und hält sich an die Vorgaben. Das ist gerade in der aktuellen Situation um das Corona-Virus unerlässlich.
Sicheres Fahrgefühl
Während er in den ersten Jahren seines Engagements stets mit einem Transporter vorwiegend die Mannschaften zwischen Hotel und Trainings- und Wettkampfstätten transportiert hat, ist er diesmal mit einem Hybrid-Modell BMW x3 xdrive 30e unterwegs und unterstützt das Medienteam beim Transport der Journalisten aus allen Ländern, die von den Wettkämpfen in Ruhpolding berichten. Er ist der feste Partner der unermüdlichen Leiterin des Pressezentrums, Cornelia Hartmann und sorgt dafür das die Vertreter der Medien keine langen Wartezeiten für die An- und Abreise zum Medienzentrum haben. Auf Dennis Gerhard ist eben Verlass.
Party im Transporter
So manche Erlebnisse bleiben auch in Erinnerung. Wie im Jahr 2012, wo er den Transport des Teams aus Slowenien übernommen hatte und auf der Rückkehr in deren Teamquartier, die Party in seinem Transporter um den frischgebackenen Weltmeister Jakov Fak miterlebte. Oder seine Heimfahrt nach Neuwied, wo man ihn bat die Dopingproben vom letzten Wettkampftag ins Labor nach Köln zu bringen. „Da bin ich Nonstop von Ruhpolding bis nach Köln gefahren, damit ja nicht die Proben gestohlen werden oder sonst irgendetwas passieren könnte“, meinte er rückblickend. „Auch wenn man als Helfer eingesetzt ist, bekommt man doch sehr viel mit. Auch vom sportlichen Geschehen“, meint Gerhard. Nur im letzten Jahr war er nicht dabei, denn da hatte Ruhpolding zugunsten des Doppel-Weltcups in Oberhof auf die Austragung verzichtet. „Deshalb bin ich erst zum neunten Mal im Einsatz, auch wenn ich seit zehn Jahren zum Team gehöre“, so Gerhard.
Hygieneregeln haben Vorrang
Dabei ist es diesmal nicht ganz so einfach. Sein Beifahrersitz ist entsprechend den geltenden Hygieneregelungen freizuhalten. Nur auf dem Rücksitz dürfen diesmal maximal zwei Begleiter, Platz nehmen. Und ohne Maske ist kein Transport möglich. Gerhard kennt die aktuellen Bestimmungen und hält sich auch daran. Als sein Gast am schmucken Hotel Unternberg Hof am Eisenberg direkt an der Unternberg-Bahn seinen PKW verlässt und sich für die Fahrt höflich bedankt, dann geht sein Transport nicht gleich weiter. Auch das ist der aktuellen Situation geschuldet, direkt nach dem Ausstieg öffnet er alle Seitentüren, sorgt für ausreichende Lüftung im PKW und beginnt zugleich mit der Desinfektion der jeweiligen Sitzplätze. „Das muss schon sein, um uns allen zu schützen. Es kann nicht genug Hygiene geben“, sagte Gerhard. Auch für ihn sind es jetzt andere Zeiten, die zusätzliche Maßnahmen erfordern. Aber den Spaß und die Freude an seinem Engagement hat Dennis Gerhard nicht dabei verloren. Er wird weiterhin dabei sein. Mit einer einzigen Ausnahme: Zur Sommer-Biathlon-WM vom 24. bis 28. August 2022 wird er nicht kommen. „Biathlon hat für mich immer etwas mit Schnee zu tun“, sagt er mit einem Augenzwinkern.