Weltmeister, Weltcupsieger und Gewinner der kleinen Kristallkugel der Massenstartwertung – Andreas Birnbacher gehörte 15 Jahre zur deutschen Biathlonnationalmannschaft und feierte zahlreiche Erfolge. Auch nach seiner aktiven Karriere bleibt er seinem Sport treu.
Andreas Birnbacher ist dem Biathlon weiterhin verbunden. Nach seinem Rücktritt vom Leistungssport im März 2016 assistierte er im Trainerstab am Stützpunkt in Ruhpolding. Vier Jahre danach ist der 38-Jährige weiter täglich mit dem Sport in Kontakt. Getreu seinem Motto „Passion for Biathlon“ arbeitet er jetzt als Trainer. „Es dauerte zwei Jahre bis ich diesen Trainingszwang aus meinem Kopf bekommen habe. Ich hatte nach meinem Rücktritt ein schlechtes Gewissen, weil ich plötzlich nicht mehr täglich trainieren musste“, sagt Andreas Birnbacher. Um für die Arbeit als Trainer gewappnet zu sein, machte er ab Oktober 2016 für drei Jahre an der Sporthochschule Köln sein Trainerdiplom und studierte parallel dazu Sportwissenschaften an der Universität Leipzig. Zu diesem Abschluss fehlt nur noch die Bachelorarbeit. „Aus heutiger Sicht bin ich zur richtigen Zeit zurückgetreten. Ich war in meiner letzten Saison noch in der Lage, in die Top 10 zu laufen. Ein Jahr später hätte ich das wahrscheinlich nicht mehr geschafft“. Besonders wichtig war ihm, mehr Zeit für seine Familie, besonders für seine zwei Kinder, zu haben.
Andreas Birnbacher trainiert die weibliche Nachwuchsmannschaft der 18- bis 21-Jährigen und ist am Stützpunkt in Ruhpolding für den Perspektivkader verantwortlich. Im Winter betreut er die Juniorennationalmannschaft, zu der u.a. Lisa Spark oder Franziska Pfnür gehören. Er ist weiterhin viel unterwegs. In der vergangenen Saison fanden die Wettkämpfe in Europa statt, zum Beispiel in Hochfilzen (Österreich), Martell (Italien) oder am Arber im Bayerischen Wald. Den größten Unterschied zwischen Sportler und Trainer sieht „Birnei“ in der Reflexion. „Als Sportler bekommt man immer Rückmeldung, was gut und was schlecht lief. Als Trainer habe ich das nicht, da beurteile ich die Sportler.“ Dass der 38-Jährige Herausforderungen liebt, zeigt er in seiner Freizeit. Er fährt gern Motorrad oder springt mit dem Fallschirm aus einem Flugzeug.
Als Trainer ist Andreas Birnbacher nicht nur für die Durchführung und Organisation des Trainings verantwortlich. Er muss sich auch um Hotelübernachtungen, Orte für Lehrgänge oder den Wettkampfbetrieb kümmern. „Als Trainer hat man mit dem ganzen organisatorischen Aufwand deutlich mehr Stress als die Sportler.“ Das sei ein harter Job, der ihm trotzdem viel Freude bereitet. „Mir macht es sehr viel Spaß, mich mit den jungen Leuten zu beschäftigen. Mein eigenes Wissen weiterzugeben und zu sehen, wie die Sportler das dann umsetzen, das motiviert mich.“ Wichtig sei ihm, Disziplin im Training zu haben. Trotzdem dürfe die Lockerheit nicht zu kurz kommen. „Man muss auch mal mutig sein und bereit sein, Risiko einzugehen“, sagt Birnbacher, der sich selbst als ausgeglichenen Trainer beschreibt. Er ist weiterhin Berufssoldat bei der Bundeswehr.
Die Nachwuchs-Situation im deutschen Biathlon sieht Andreas Birnbacher nicht gefährdet. „Wir haben sicher nicht mehr so viele Talente wie vor 20 Jahren. Aber das ist normal und zeichnet sich in vielen Sportarten ab.“ Das liege an den vielen Freizeitmöglichkeiten, die sich jungen Menschen bieten. Gerade im Sport müssen die Athleten viele Entbehrungen hinnehmen. „Wir haben gute Athleten. Wenn wir uns gut um diese kümmern, werden wir weiterhin erfolgreiche deutsche Biathleten sehen.“ Verbesserungsmöglichkeiten sieht Andreas Birnbacher in der Personalplanung. „Ein Trainer hat heute viele Aufgaben, die über den normalen Trainingsalltag hinausgehen. Das fängt bei psychologischer Betreuung an und hört bei der Hotelbuchung auf. Aus meiner Sicht ist es jedoch nicht zeitgemäß, dass diese Aufgaben alle durch eine Person abgedeckt werden.“ Unterstützung gibt es durch externe Berater. „Wir arbeiten schon mit Mental-Coaches oder Ernährungsberatern zusammen. Das kann aber weiter ausgebaut werden.“
Andreas Birnbacher blickt auf eine erfolgreiche Karriere mit vielen Höhen und Tiefen zurück. Jetzt sorgt er dafür, dass junge Sportler in seine Fußstapfen treten und die deutsche Biathlon-Erfolgsgeschichte weiterschreiben.